Meine Erwartungen an den Auslandsaufenthalt waren nicht sonderlich hoch, da ich nicht wusste, was auf mich zukommt. Der Grund dafür war, dass ich der Erste aus dem Christian-Schreiber-Haus bin, der zu den Salesianer Don Boscos gefahren ist. Mit dieser Ausgangslage ging es am 12.02. von Berlin aus mit dem Zug in die österreichische Hauptstadt. Aufgrund der langen, aber sehr entspannten Hinfahrt hieß es am Abend nur noch Ankommen und Abendessen. Nach einer kurzen Besprechung mit meinem Ansprechpartner, Pater Johannes, am Tag darauf über meine Aufgaben und welche Aktivitäten wir in der Freizeit unternehmen könnten, waren alle Bedenken und Restsorgen verflogen. Ich war mir sicher, dass ich eine schöne Zeit in Wien bei den Salesianern haben werde.
Ich möchte nur kurz auf das Helfen beim Hausmeister eingehen, da es grundsätzlich Spaß gemacht hat, mit Lubos zu arbeiten, es aber keine wirkliche Erfahrung von Weltkirche war, sondern eher eine nette Beschäftigung. Die Aufgaben waren sehr vielseitig, vom Putzen der Waschmaschinen im Studentenwohnheim über das Entfernen von Bodenmarkierungen bis hin zum Entrümpeln einer Tiefgarage war alles dabei.
Was mich eher begeistert hat, waren die unterschiedlichen Angebote im ,,Sale für Alle”. Das Jugendzentrum, das im wahrsten Sinne des Wortes direkt unter der Kirche war, bietet für Kinder und Jugendliche verschiedene Betriebe an, z.B. ,,Bildung für Alle”, den ,,Community Nachmittag”, das ,,Mädchen Projekt”, ,,Sale for Youth” und viele weitere. Ich war immer montags und donnerstags bei ,,Bildung für Alle”, dem ,,Community Nachmittag” und ,,Sale for Youth” im Einsatz.
,,Bildung für Alle” ist ein Angebot für Grundschüler, die Schwierigkeiten bei ihren Hausaufgaben haben. Dort bekommen sie Hilfe und die Möglichkeit, sich ein bisschen nach der Schule auszutoben. Der ,,Community Nachmittag” hingegen ist ein Angebot für Jugendliche von 11 bis 18 Jahren und bietet denjenigen, die kommen, eine Runde Kicker oder Fußball an, darüber hinaus gibt es auch kreative Angebote sowie etwas zum Abendessen. Am Donnerstag wird dann von 18:30 bis 21:00 Uhr, im Rahmen von ,,Sale for Youth”, für Jugendliche im Alter von 12-18 Jahren die Tür geöffnet. Der Betrieb ähnelt sehr dem ,,Community Nachmittag”, nur dass es kein warmes Essen gibt. Im Allgemeinen kann man sagen, dass mir das Fußballspielen und das Helfen bei den Hausaufgaben immer sehr viel Spaß gemacht haben.
Das Herz einer Ordensgemeinschaft ist im Allgemeinen eine Kapelle oder Kirche. Da ist es doch um so besser, wenn man zwei sehr schöne Kapellen hat, die beide auch gleichzeitig einen unterschiedlichen Charme haben. Die größere der beiden ist diejenige, in der Laudes und Vesper gebetet und die Heiligen Messen zelebriert werden. Die andere kommt vor allem dienstags zum Einsatz, wenn Pater Johannes mit seinen jüngeren Mitbrüdern eine Messe wegen des anstehenden Pizzaabends feiert. Der Pizzaabend ist der netteste Abend der Woche. Nicht nur aufgrund der Pizza, sondern vor allem auf Grund der Heiligen Messe und der Gemeinschaft, die man an diesem Abend erleben darf.
Alles in allem waren die zweieinhalb Wochen in Wien eine absolute Bereicherung für mein Leben und meinen Glauben, der durch die Erlebnisse mit Pater Johannes, Pater Günter, Emanuel, Anthony und all den anderen Brüdern des Hauses gestärkt durch die Fastenzeit und Richtung Ostern gehen kann. Ob das Ministrieren im Stephansdom mit Livio oder das Wiener Derby zwischen Rapid und Austria, ob der Abend im Prater mit Pater Johannes oder die Stadtführung von Pater Günter, all diese Erlebnisse haben den Auslandsaufenthalt in den bestmöglichen Auslandsaufenthalt verwandelt, den ich haben konnte. Ich würde jedem, der nach mir im T_Raum ist, empfehlen, mindestens einmal darüber nachzudenken, zu den Salesianern nach Wien zu fahren. Es ist vielleicht nicht der aufregendste Auslandsaufenthalt, den es gibt, aber er ist aus meiner Sicht auf jeden Fall der schönste und vielleicht sogar der beste.